Löwenzahn

Er kommt auf der gesamten nördlichen Halbkugel in vielen Unterarten und Variationen vor. Er stellt keine großen Ansprüche an den Boden und wächst deshalb nicht nur auf Wiesen, Kleeäckem oder Wegrändem, sondern selbst auf kargen Böden, z. B. zwischen Pflastersteinen in den Großstädten. Für Heilzwecke wird sowohl das oberirdische Kraut allein, meist aber das Kraut und die Wurzel zusammen eingesetzt. Zur Gewinnung werden die ganzen Pflanzen im Frühjahr vor dem Aufblühen ausgegraben, gesäubert und getrocknet. Sie stammen von Wildvorkommen und aus Kulturen Osteuropas. Die getrockneten, feingeschnittenen Pflanzenteile enthalten neben vielen Inhaltsstoffen, die in letzter Zeit mit modernen Untersuchungsmethoden nachgewiesen werden konnten, einen hohen Anteil an Bitterstoffen. Sie fördern hauptsächlich die Magensaftsekretion und den Gallefluß. Die Anwendungsgebiete der Volksmedizin halten den modernen medizinischen Erkenntnissen stand, d. h. Löwenzahn wird in verschiedenen Zubereitungen nicht nur gegen Appetitlosigkeit, sondern auch bei Beschwerden im Bereich des Magens und Darms sowie bei Verdauungsstörungen eingesetzt. Hierzu gehören Störungen des Galleabflusses, mangelhafte Fettverdauung, Völlegefühl und Blähungen. Ein weiteres, berechtigtes Anwendungsgebiet des Gemisches aus Kraut und Wurzeln ist die Förderung der Harnausscheidung. Diese sog. aquaretische Wirkung ist stärker als bei Zinnkraut oder Wacholderbeeren, ohne daß eine Reizwirkung an den Nieren feststellbar ist. Es kann aber sinnvoll sein, bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege Teemischungen mit harntreibenden und harndesinfizierenden Arzneipflanzen zu kombinieren. Hierzu gehören Birkenblätter, Wacholder und Hauhechel. Die gute Durchspülung der Nieren und ableitenden Harnwege kann auch dazu genutzt werden, kleine Nieren- und Blasensteine mit dem Wasserstoß auszuschwemmen. Wegen dieser harntreibenden Eigenschaften wird Löwenzahn in Frankreich volkstümlich als „pissenlit“ bezeichnet. Wegen der stoffwechselanregenden Wirkung bzw. Förderung des Galleabflusses dürfen Löwenzahn-Zubereitungen nicht bei Verschluß der Gallenwege und bei Darmverschluß verwendet werden. Bei Gallensteinbildung sollte in jedem Fall vorher der Arzt befragt werden.
Zubereitung:
1 TL (ca. 1,5 g) feingeschnittene Mischung aus Löwenzahnwurzel und -kraut mit 1 Tasse (etwa 150 ml) kaltem Wasser übergießen und kurz aufkochen. Anschließend noch weitere 10 Min. ziehen lassen und dann durch ein Sieb geben. Soweit nichts anderes verordnet wurde, morgens und abends 1 Tasse frisch bereiteten Tee warm trinken.
Zur Förderung des Ausschwemmens von kleinen Nieren- und Blasensteinen kommt die Empfehlung aus dem Bereich der Volksmedizin: 2 EL feingeschnittenen Tee (Wurzel und Kraut) mit 1/2 l kaltem Wasser übergießen, zum Sieden erhitzen, anschließend 15 Min. ziehen lassen. Die Abkochung durch ein Sieb geben und das Filtrat mit 1 l abgekochtem, temperiertem Wasser verdünnen.
Die gesamte Menge muß innerhalb von 30 Min. getrunken werden. Dadurch kommt es zur verstärkten Diurese, d.h. zum „Wasserstoß“.
Wenn die Teezubereitung zu aufwendig erscheint, werden in der Apotheke auch flüssige Darreichungsformen angeboten und zwar eine Tinktur (alkohol. Lösung), von der man 3 x täglich 10 bis 15 Tropfen in Wasser verdünnt einnimmt. Auch der Frischpflanzen-Preßsaft ist geeignet. Hiervon wird mehrmals täglich 1 EL empfohlen, um die gleiche Wirkung zu erreichen.
Anwendungsdauer:
Zubereitungen aus Löwenzahn sollten kurmäßig, d.h. regelmäßig in der gleichen Dosierung über 4 bis 6 Wochen eingenommen werden. Wegen des Bitterstoffgehalts, vor allem bei höherer Dosierung, kann es bei besonders empfindlichen Menschen zur Übersäuerung und damit zu Magenbeschwerden kommen. Meist verschwinden diese Nebenerscheinungen bei der Reduzierung der täglichen Einnahmemenge. Es gibt ca. 50 Fertigarzneimittel, die neben anderen Auszügen aus Heilpflanzen auch Löwenzahn enthalten. Je nach Anwendung, d. h. ob das jeweilige Präparat bei Gallebeschwerden, zur Förderung der Diurese oder als Magen-Darmmittel eingesetzt wird, sind auch die Zusammensetzungen unterschiedlich.
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