Hopfen

Arzneimittel aus der Heilpflanze beruhigen die Nerven, lösen Ängste und erleichtern das Einschlafen

Ohne Hopfen kein Bier. Nach deutscher Tradition wird das alkoholische Getränk allein mit Hopfen und Malz gebraut. Zu diesem Zweck wird die Pflanze angebaut. Doch einen kleinen Teil der Hopfenernte nutzen wir auch als Heilmittel.
Brauer und Arzneimittelhersteller verwenden die Blütenstände der weiblichen Pflanze. Nur diese Hopfenzapfen oder -dolden bilden den begehrten Pflanzensaft: ein harziges Sekret (Lupulin), das dem Bier seine herbe, leicht bittere Note gibt.
Traditionelles Heilmittel
Bereits Hildegard von Bingen wusste, wozu Hopfen diente. „Mit seiner Bitterkeit hält er die Fäulnis von Getränken fern“, schreibt die Klostermedizinerin im zwölften Jahrhundert. Heute wissen wir, dass die Hopfendolden Gerb- und Bitterstoffe enthalten, die gegen Bakterien wirken. „Wahrscheinlich entdeckten Hausfrauen im Mittelalter, dass sich Bier mit Hopfen konservieren lässt“, meint Dr. Christoph Pinzl, der das Deutsche Hopfenmuseum in Wolnzach (Bayern) leitet. „Denn Frauen waren dafür zuständig, Bier zu brauen und Heilkräuter für die Familie zu sammeln“, erklärt der Historiker.
So wurden Hopfenblüten früher auf Wunden und Geschwüre gelegt. Doch damit nicht genug. Hopfen galt fälschlicherweise als Allheilmittel: gegen Wechseijahresbeschwerden, ungewünschte Samenergüsse, Appetitlosigkeit, Gallensteine und vieles mehr.
Heute nutzen wir die Pflanze vor allem zur Beruhigung. Sie eignet sich, um nervöse Spannungen, Einschlafstörungen und leichte Angstzustände zu behandeln.
Kletterpflanze: An sieben Meter hohen Gerüsten wächst der Hopfen nach oben










Die meisten Arzneimittel bauen dabei auf die Heilkraft mehrerer Pflanzen. So bestehen Beruhigungstees häufig aus Hopfenzapfen und Baidrianwurzeln - oft noch kombiniert mit Johanniskrautblüten und Melissenblättem. Hopfentee soll zudem den Appetit steigern und die Verdauung anregen. Viele Wirkstoffe
Alternativ dazu gibt es die Inhaltsstoffe der Pflanze auch in konzentrierter Form. Arzneihersteller gewinnen sie aus Hopfenzapfen oder deren Lupulindrüsen. Apotheken bieten eine reiche Auswahl an Kapseln, Dragees und Stärkungsmitteln an, die Hopfenextrakt enthalten. Zur äußeren Anwendung eignen sich Badezusätze, und manche Menschen betten den Kopf auf ein Hopfenkissen, um besser einzuschlafen. Die beruhigende Wirkung geht von den ätherischen Ölen des Hopfens aus, die rund 300 verschiedene Komponenten enthalten. Welche davon auf angespannte Nerven wirken, ist nicht geklärt. Eine weitere Gruppe von Substanzen im Hopfen weckte vor einigen Jahren das Interesse von Forschern:
sogenannte Polyphenole. Einige davon, zum Beispiel Xanthohumol, wirken gegen Tumore. Das konnten Wissenschaftler an isolierten Zellen und in Tierversuchen zeigen. Die Pflanze bildet aber nur geringe Mengen davon. Zu wenig, um sich mit Hopfentees und -präparaten oder gar mit Bier vor Krebs zu schützen. Als gesichert gilt aber die beruhigende Wirkung von Hopfen. Menschen, die an nervösen Spannungen leiden, profitieren davon.
- zurück -