Beinwell

Fundorte: Feuchte Wiesen, Bachufer, Gräben, Auenwälder

Inhaltsstoffe: Wurzel: Allantoin, Gerbstoffe, Schleimstoffe, Kieselsäure, Spuren von Pyrrolizidinalkaloid (PA)
Blätter: Allantoin, Vitamine (A, Bi, B2, B12, G undE), Kalzium, Eisen, Kieselsäure, Spuren von PA.

Anwendungen: Äußerlich für schlecht heilende, unblutige Wunden, Beingeschwüre, Verstauchungen, Prellungen, Quetschungen, Blutergüsse, Verletzungen des Knochengewebes, Frakturen, Kniegelenksbeschwerden, Sehnenscheiden- oder Schleimbeutelentzündung, Tennisarm, Muskelkater, Nerven- und Gelenkschmerzen, Narbenschmerzen. Zubereitung: Tee zur äußerlichen Anwendung: 25 Gramm Wurzel (zerkleinert) mit 250 ml Wasser zum Kochen bringen, zehn Minuten köcheln und 30 Minuten ziehen lassen. Abgießen und für Umschläge und Kompressen verwenden. Frische Beinwellwurzel kann auch zu Brei zerstampft (Wurzel zuvor säubem) und auf ein Tuch aufgetragen werden; dieser Breiumschlag wird über Nacht auf die betroffene Stelle aufgelegt.
Beinwellblüte
Aus der Wurzel wird meist Beinweliöl hergestellt und zu Salbe verarbeitet. Als schnelle Hilfe haben sich auch Umschläge aus Beinwellblättem bewährt: Blätter mit einer Flasche walzen, bis der Saft austritt, und anschließend auflegen.

Sammeln: Blätter und blühendes Kraut werden im Sommer gesammelt; die Wurzeln werden entweder im Herbst oder im zeitigen Frühjahr (bis Ende März) gegraben.
Achtung: Beinwell enthält in geringen Mengen toxische PA. Deshalb sollte die Anwendung nur äußerlich erfolgen und auf höchstens sechs Wochen beschränkt werden; nicht anwenden während der Schwangerschaft und Stillzeit und bei Kindem unter zwei Jahren.
aus "Freie Presse" 2011

Das Kraut für die Knochen
Beinwell - Sportler schätzen die Pflanze. Sie lindert Muskelschmerzen und fördert die Heilung von Zerrungen und Prellungen
Mit üppigem Grün und röhrenförmigen Blüten in Rot, Blau, Violett oder Gelb setzt der gut einen Meter hohe Beinwell (Symphytum officinale) bunte Farbtupfer in die Landschaft. Auffällig sind auch die langen, lanzettförmigen Blätter. Ihre steifen Blatthaare fühlen sich rau und borstig an, was die Zugehörigkeit zur botanischen Familie der Raublattgewächse erklärt.
Beinwell besitzt als Heilmittel eine lange Tradition. „Er gehört zu den Arzneipflanzen, die bereits in der antiken Medizin eingesetzt wurden. Man empfahl Beinwell damals vor allem zur Behandlung von Brüchen, Quetschungen, Verrenkungen und zur Wundheilung, später auch bei Lungenerkrankungen“ berichtet Professor Dr. Christoph Friedrich, Direktor des Instituts für Geschichte der Pharmazie der Universität Marburg. In der Hoffnung, dass dadurch Wunden besser heilen, empfahl der griechische Arzt Pedanius Dioskurides im ersten Jahrhundert nach Christus, Verletzungen mit der Arzneipflanze zu behandeln. Paracelsus und Hildegard von Bingen, die beide im Mittelalter lebten, schätzten den Beinwell als Mittel bei Knochenbrüchen.
Daher kommt auch der Name: „Bein“ bezieht sich auf die Knochen (Gebeine), und „wellen“ oder „wallen“ bedeutet zusammenwachsen.

In der Wurzel liegt die Kraft In der Medizin wird heute vor allem der frische oder getrocknete und zerkleinerte Wurzelstock verwendet. „Präparate daraus benutzt man bei Muskel- und Gelenkschmerzen sowie unblutigen Verletzungen, etwa Prellungen, Zerrungen und Verstauchungen“, berichtet Professor Beat Meier, Dozent für Phytopharmazie an der Züricher Hochschule für angewandte Wissenschaften. „Bei Sprunggelenksverletzungen zeigte eine aus Beinwell-Extrakt hergestellte Zubereitung sogar eine bessere Wirkung als ein synthetisches Vergleichspräparat“, ergänzt der Experte. Aus diesem Grund wurde die Heilpflanze besonders für Sportler zu einem beliebten Mittel.
Der heilende Effekt beruht auf einem Zusammenspiel der Inhaltsstoffe Allantoin, Cholin und Rosmarinsäure sowie Schleim- und Gerbstoffen. Allantoin als Hauptwirkstoff regt die Zellteilung an und fördert die Gewebeneubildung. Auf die Haut aufgetragen, unterstützt die Substanz außerdem die Heilung bei stumpfen Verletzungen. Cholin regt die Durchblutung an und verhindert, dass sich Ödeme bilden. Der entzündungslindernde Effekt der Rosmarinsäure trägt ebenfalls zur Arzneiwirkung bei.
Das Heilkraut enthält neben den zahlreichen erwünschten Stoffen in geringer Menge auch giftige Pyrrolizidinalkaloide. „Sie zeigten an Ratten leberschädigende und krebserregende Eigenschaften. Diese treten aber nur bei einer längerzeitigen inneren, nicht jedoch bei einer äußerlichen Anwendung zutage“, unterscheidet der Experte aus Marburg. Dennoch sollte die Anwendung der Beinwellwurzel in Umschlägen aus Sicherheitsgründen auf höchstens vier bis sechs Wochen im Jahr beschränkt bleiben. Bei Fertigpräparaten mit Beinwell aus der Apotheke sind die bedenklichen Stoffe dagegen weitgehend entfernt. Hier kann der Patient die Dauer der Therapie mit dem Arzt oder Apotheker besprechen.
von Nicole Schuster, erschienen in der "Apotheken Umschau"
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