Echte Bärentraube

Ein Tee aus den getrockneten Blättern des Heidekrautgewächses hilft bei Harnwegsinfektionen
Die Indianer Nordamerikas nannten die Pflanze kinnikinick. Bei Stammeszeremonien mischten sie die getrockneten Blätter in den Tabak, um mit dem Rauch Krankheitserreger und böse Geister zu vertreiben. Siedler gaben ihr den Namen bearberry, weil ihre mehligen roten Früchte - für Menschen ungenießbar - für Bären eine Delikatesse sind. Auch bei uns war die Echte Bärentraube (Arctostaphylos uva-ursi) einst weitverbreitet. Zu ihren Lieblingsplätzen zählen trockene und sonnige Zwergstrauchheiden, Bergwälder und geschützte Felsnischen. Aber durch die zunehmende Zersiedelung der Landschaft und das starke Eingreifen des Menschen in die Natur sind diese Standorte selten geworden. Die Pflanze aus der Familie der Heidekrautgewächse gilt deshalb in weiten Teilen Europas als gefährdete Art, in Deutschland steht sie unter Naturschutz. Nur in Russland und anderen osteuropäischen Staaten gibt es noch stabile Vorkommen. Dort wird ein Großteil der Bärentraubenblätter für die Pharmaindustrie geerntet. Bisher gibt es keine Bestrebungen, diese sehr nützliche Heilpflanze zu kultivieren.
Antibakterielle Wirkung
Als Heilpflanze gegen Harnwegserkrankungen wurde die Echte Bärentraube erstmals in einem englischen Kräuterbuch aus dem 13. Jahrhundert erwähnt. Ihre Bedeutung als weitverbreitetes Arzneimittel erlangte sie jedoch erst im Lauf des 19. Jahrhunderts.

Heute sind die getrockneten Blätter vor allem in Nieren- und Blasentees sowie in Präparaten zum Einnehmen enthalten. Lange führte man ihre Arzneiwirkung auf Gerbstoffe zurück. Inzwischen sieht die wissenschaftliche Datenlage anders aus. Der Inhaltsstoff, der hauptsächlch für die mediziensche Wirkung verantwortlich, heißt „Arbutin“. Im Dünndarm spalten diesen Stoff in Hydrochinon und Glukose auf. Im Reagenzglas zeigt Hydrochinon einen antibakteriellen Effekt. Zudem wirken die Gerbstoffe der Echten Bärentraube und desinfizierend.
Extrakte sind besser verträglich
Bei einer Blaseninfektion sorgen Bakterien dafür, dass der Harn alkalisch wird. In diesem Milieu entsteht nach der Einnahme von Bärentraubenpräparaten das Hydrochinon aus seinen Vorstufen direkt im Harn. So wird die keimtötende Substanz unmittelbar am Wirkungsort gebildet. Sind keine tieferen Gewebeschichten betroffen, sprechen Ärzte von einer unkomplizierten Blasenentzündung. „Diese kann sehr gut mit Bärentraubenblättern therapiert werden. Es empfiehlt sich, bei Beschwerden auf eine Teemischung zurückzugreifen die neben Bärentraubenblättern auch andere Heilpflanzen enthält, etwa Birkenblätter, Ringelblumenblüten oder Goldrutenkraut. Die Mischungen sind besser verträglich. Denn wegen des hohen Gehalts der Echten Bärentraube an Gerbstoffen kann es zu Übelkeit und sogar Erbrechen kommen. Um das zu verhindern sind hoch dosierte Präparate mit dem Extrakt von Bärentrauben sinnvoller. Sie enthalten auch Arbutin-Mengen, die sich durch Tees nicht erreichen lassen.
aus "Freie Presse" 2011
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